„50 Jahre – Vielfalt. Gemeinsam.“ Unter diesem Motto stand 2022 das Gedenken der Gebietsreform in Feuchtwangen. Auf der einen Seite wuchsen vor einem halben Jahrhundert Kernstadt und Altgemeinden zur heutigen Stadt, der größten Kommune im Landkreis Ansbach. Auf der anderen Seite endete 1972 aber auch der Landkreis Feuchtwangen, der vor allem durch den prägenden Landrat Paul Keim wichtige Impulse für die heutige wirtschaftliche und kulturelle Stärke der Kreuzgangstadt setzte.
Die Stadt gedachte der Gebietsreform unter anderem mit einer Gottesdienstreihe, die am 10. Juli 2022 in der Stiftskirche startete und in den Altgemeinden im Jahreslauf fortgesetzt wurde. Ende August 2022 fand auf Initiative von 2. Bürgermeister Walter Soldner und Stadträtin Sabine Soldner ein Fest in Mosbach statt und für die jüngere Generation gab es musikalische Events im Rahmen der Jugendkulturwochen.
Gebietsreformjubiläum
Die Weichen für die einwohnerstärkste und flächengrößte Gemeinde des neu geschaffenen Landkreises Ansbach wurden mit der Gebietsreform des Freistaats Bayern Anfang der 1970er Jahre gestellt. Durch den Zusammenschluss der eigenständigen Kommunen Aichau, Aichenzell, Banzenweiler (bereits seit Juli 1971), Breitenau, Dorfgütingen, Heilbronn, Krapfenau (bereits seit Juli 1971), Larrieden, Mosbach und Vorderbreitenthann zum 1. Januar 1972 mit der Stadt Feuchtwangen wuchs die Einwohnerzahl von 6.000 auf etwa 10.000 Bürgerinnen und Bürger.
Die Einschnitte und Auswirkungen des politischen Mammutprojekts waren dabei nicht nur in Feuchtwangen groß. Die Reform brachte erhebliche Veränderungen im ganzen Freistaat mit sich und untergliederte sich in eine tiefgreifende Gemeindegebietsreform, Landkreisreform und Funktionalreform. Die Anzahl der eigenständigen Gemeinden wurde von 7.073 auf 2.052 reduziert. Die Zahl der Landkreise sank von 143 auf 71 und die der kreisfreien Städte von 48 auf 25. Auch der Landkreis Feuchtwangen endete Mitte 1972. In ihm waren bis dahin die Städte Feuchtwangen, Herrieden und Ornbau, die Märkte Arberg, Bechhofen, Dentlein und Weidenbach und 44 weitere Gemeinden mit insgesamt 37.900 Einwohnerinnen und Einwohner vereint.
Besonders die Auswirkungen der Gemeindegebietsreform führte fast allerorts zu großen Sorgen. Man befürchtete, die Identität des eigenen Ortes könnte in den großen Verbünden verloren gehen. Die Angst war während des gesamten Reformprozesses groß, dass die Dörfer mit ihrer historischen Haus- und Siedlungsstruktur, die sich seit Jahrhunderten behutsam in die Landschaft einfügten, durch moderne Neubaugebiete entwertet werden. Die Sorge von durch die „neue Stadt“ aufgezwungenen „bundesdeutschen Einheits-Bungalows, trübe Verpackungen im DIN-Format, zu hoch, zu kurz […] aufgedonnert mit Plastic, Glasbausteinen und Aluminium“ war damals ausgesprochen groß.
Die Dimension der baulichen Ortsentwicklung verband sich mit der Sorge, dass auch die dörfliche Identität, „das traditionelle Dorfleben“, verloren gehen könnte. Der Blick auf die zurückliegenden 50 Jahre gerade auch für Feuchtwangen zeigt, dass diese Sorge unbegründet war. Die enge Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger mit ihren Altgemeinden spiegelt sich im großen Einsatz für den Heimatort, aber auch im regen Vereins- und Verbandsleben bis hin zu den aktiven Feuerwehren wider.